Tafelenthüllung auf dem Bärenbrunnerhof

Am 20. Oktober mischten sich unter die Montainbiker, Wanderer und Ausflügler am Bärenbrunnerhof im Dahner Felsenland auch solche, denen es nicht nur um die Landschaft und das gute Essen, sondern um die Geschichte des Hofes ging. Die in der Toreinfahrt aufgehängte Täuferspurentafel wurde nämlich an diesem Sonntagnachmittag feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Angehörige pfälzischer Mennonitengemeinden, Guth-Nachfahren und viele andere waren der Einladung des Mennonitischen Geschichtsvereins gefolgt. In den 1790er Jahren wirtschafteten auf dem Bärenbrunnerhof erstmals amische Mennoniten, die jedoch um die Jahrhundertwende nach Bayern auswanderten (u. a. Friedrich Hage). 1830 kam mit Johannes Guth vom Ransbrunnerhof, wiederum ein Amischer, als erster Guth und Erbbeständer auf den Hof. 1913 konnte die Familie in der dritten Generation den Hof erwerben. Bis heute leben Nachfahren der Familie Guth auf dem Hof, z. B. Andreas Guth, der die Bio-Gaststätte dort betreibt. Weitere Guth-Abkömmlinge wohnen talabwärts.

Hof in Stiftungseigentum überführt
Der damals schon ökologisch bewirtschaftete Hof wurde nach testamentarischem Willen des letzten Hofeigentümers, Werner Peter Guth, nachdem er 2004 verstorben war, von der Familie in die BioHöfe-Stiftung eingebracht. Jetzt wird er durch das Pächterehepaar Nina und Sebastian Kill seit 2006 weiterhin ökologisch bewirtschaftet (www.bärenbrunnerhof.de). Über das zugrundeliegende Stiftungsmodell referierte Dr. Uli Zerger, Geschäftsführer der Stiftung Ökologie & Landbau Bad Dürkheim (SÖL), die Mitbegründerin der BioHöfestiftung (http://biohoefe-stiftung.de) ist. „Wir kommen damit der idealen Vorstellung, dass Grund und Boden keine Ware sind, sehr nahe. Zudem wird hier die Natur nicht ausgebeutet, sondern der Boden ökologisch bewirtschaftet“, sagte Dr. Zerger sinngemäß.

Den Geist des Ortes wahrnehmen
Die Geschichte des Hofes stellte in Auszügen Sibylla Hege-Bettac vom Mennonitischen Geschichtsverein dar. „Etwas von dem was früher hier war, etwas von dem das im Wechselspiel der Bewohner mit den naturräumlichen Gegebenheiten erschaffen wurde, bleibt an jedem Ort erhalten – auch wenn es nicht mehr sichtbar ist. Es schlägt sich in der Aura eines Ortes, im genius loci nieder“ davon sei sie überzeugt, sagte sie. Eine im Bärenbrunnertal bereits im 14. Jahrhundert erwähnte Ortschaft, die vermutlich im Zusammenhang mit einer Wallfahrtskirche entstand und dem Kloster Klingenmünster gehörte, ging im 30-jährigen Krieg unter. Der Hof und die etwas weiter talabwärts liegende Mühle wurden ab 1711 von einem Pächter namens Nikolaus Lorch aus Bergzabern errichtet. Mit der französischen Verwaltung endeten dann im ausgehenden 18. Jahrhundert die feudalen Besitzverhältnisse.

Amisch-mennonitische Tradition
Abschnitte aus alten amisch-mennonitischen Predigten verlas Dr. Rudolf Zimmer, ebenfalls ein Guth-Nachfahre. Die brüderliche Liebe, die Abkehr von der Welt und ihren Ablenkungen, die Problematik des Hinausheiratens aus der Gemeinde und aus der Landwirtschaft wurden darin thematisiert – für die Zuhörer ein spannender Einblick in die Glaubensüberzeugungen der Amischen. Die Predigten hatte der Bärenbrunnerhöfer Johannes Guth, amisch-mennonitischer Laienprediger, in den 1920er Jahren verfasst. Er war Mitglied der amischen Gemeinde Ixheim, der letzten Amischgemeinde in Deutschland, die 1937 nach zuvor langjährig erfolglosen Einigungsversuchen dann doch in der Mennonitengemeinde Zweibrücken aufging. Nach den Vorträgen und der Tafel-Enthüllung folgten die meisten Besucher der freundlichen Einladung der Familie Guth in die Gaststätte. Wieder mal ging ein höchst interessanter und informationsreicher Tafeleröffnungstermin zu Ende. Die Erinnerungstafel wurde von Dr. Rudolf Zimmer spendiert.

Zur Tafel

Dr. Rudolf Zimmer, Pirmasens, Bärenbrunnerhöfer Guth-Nachfahre, bei seiner Ansprache.
Er verlas Auszüge aus Predigten seines Großonkels Johannes Guth, amisch-mennonitischer Laienprediger, aus den 1920er Jahren

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